Rezension: The Perfect Insider – Vol. 1 (Blu-ray)
Am 05. August veröffentlichte Universum Anime mit The Perfect Insider das erste von drei Volumes einer spannungsgeladenen, intelligenten Mystery-Thriller-Serie.
Sohei Saikawa ist Professor an der Universität Nagono und hat einen eher ernüchterten Blick auf die menschliche Gesellschaft. Dabei ist er sich seiner ausgesprochenen Intelligenz bewusst. Als Bewunderer von Dr. Shiki Magata, zeigt er großes Interesse an dem Gespräch, das seine Studentin Moe Nishinosono mit der zurückgezogen lebenden Wissenschaftlerin führen konnte. Als 14-jährige soll Dr. Magata ihre Eltern ermordet haben, wurde aber für unzurechnungsfähig erklärt und ging deshalb straffrei aus. Seit dem sind 15 Jahre vergangen, die sie in einer hermetisch abgeriegelten Wohnung innerhalb des Magata-Forschunginstituts auf der Insel Himaka verbracht hat. Jeglicher Kontakt – auch mit ihren engsten Mitarbeitern – läuft ausschließlich über Bildschirme und Mikrofon. Kurzerhand nutzen Professor Saikawa und Nishinosono eine Seminarfahrt mit anderen Studenten, um nach Himaka zu reisen. Durch einen Trick ins Forschungsinstitut gelangt, sind Saikawa und Nishinosono unter den Zeugen, die einen schrecklichen Fund machen.
Intelligent
The Perfect Insider erzählt in den ersten vier Episoden den vielversprechenden und spannenden Auftakt einer Mystery-Psycho-Thriller-Geschichte. Als Grundlage für die Serie von Studi A-1 Pictures und Elfen Lied-Regisseur Mamoru Kanbe diente der Roman Subete ga F ni Naru, der Autor Hiroshi Mori in den 1990er-Jahren zum Durchbruch verhalf. Die kriminalistisch angehauchte Mystery-Story baut sich langsam auf und beweist bereits früh ein Händchen für die wichtigsten Charaktere und eine intelligent konstruierte Handlung mit philosophischem Einschlag. Viel Action sollte allerdings nicht erwartet werden, da sich The Perfect Insider klar auf die aufgeworfenen Fragen sowie das Lösen der mysteriösen Mordfälle konzentriert. Zumindest entsteht nach dem ersten Drittel der elf Episoden umfassenden Serie dieser Eindruck.
Trotz anfänglicher Charaktervorstellung und -zeichnung, wird auf größere Längen verzichtet und die Geschichte schreitet zügig voran, ohne gehetzt oder lückenhaft zu wirken. Der Aufbau der Handlung ist zu jeder Zeit logisch und nachvollziehbar. Dafür sorgt, dass sich immer mehr entfaltende Netz aus ungewöhnlichen Ereignissen für eine immer dichtere Atmosphäre, die schnell zu einem Sog wird und vor den Fernseher fesselt. Durch die sterilen Hintergründe und damit verbundenen Kamerafahrten, die die tristen, fensterlosen Räume des Forschungsinstituts gekonnt einfangen, fühlt man zudem die klaustrophobische Stimmung des Gebäudes.
Philosophisch
Schon am Anfang von The Perfect Insider werden Fragen nach dem Wer, Woher und Wohin des Menschen sowie nach dem Sinn des Lebens aufgegriffen. Zugleich widmet sich die Serie weiteren philosophischen Themen, versucht aber nicht zu tief in die Geisteswissenschaften abzutauchen, sondern konzentriert sich auf die spannende Mystery-Thriller-Geschichte. Dadurch profitiert The Perfect Insider von diesen Elementen. Auch weil sie gekonnt in die Handlung mit eingeflochten sind.
Besonders durch Dr. Shiki Magata. Ihre zurückgezogene Lebensweise sorgt bereits in der ersten Episode zu einem Gespräch zwischen Professor Saikawa, seiner Kollegin Momoko Kunieda, Nishinosono und dem Studenten Fukashi Hamana. Die bewegende Vergangenheit der zurückgezogen lebenden Wissenschaftlerin und ihre Beziehung zum Direktor des Forschungsinstituts, Seji Shindo, sind zentrales Element der Serie. Immer wieder wird in Rückblicken auf die Kindheit von Shiki Magata eingegangen, um neue Fragen aufzuwerfen und sie genauer vorzustellen. Auch das Gespräch zwischen Nishinosono und der etwas eigenartigen Wissenschaftlerin spielt eine wichtige Rolle und wird genauso häufig eingeflochten. Meist durch Erinnerungen der Studentin.
Gegensätzlich
Eine der wohl größten Stärken von The Perfect Insider ist das kongeniale Protagonistenduo. Professor Saikawa und Nishinosono bilden klare Konterparts und ergänzen sich gleichzeitig hervorragend. So zeigt sich die hochbegabte, immer optimistische und fröhliche Studentin als perfektes Gegenteil des kettenrauchenden Nihilisten Saikawa. Der Professor hat eine sehr ernüchterte Einstellung zu den Menschen und der Gesellschaft und bewundert Dr. Magata nicht nur wegen ihrer überragenden Intelligenz und wissenschaftlichen Leistung, sondern ein wenig auch wegen ihrer Art zu leben. Dennoch interagiert er gerade mit Nishinosono recht offen, auch wenn er dabei nicht unbedingt herzlich wird. Interessant ist das besonders deshalb, weil die junge Frau tiefe Gefühle für ihren Sensei hegt. Sie kennen sich bereits seit Nishinosono noch ein kleines Mädchen war, da ihr verstorbener Vater nicht nur Direktor der Universität, sondern auch Saikawas Mentor war. Es ist die Art ihrer Interaktion, die immer wieder für amüsante Momente sorgt. Dazu kommt Nishinosonos Eifersucht allen anderen weiblichen Charakteren gegenüber, die mit dem Professor zu tun haben.
Schon zu Beginn der ersten Episode sticht die musikalische Untermalung hervor. Die orchestralen Klänge des Soundtracks von Kenji Kawai fügt sich hervorragend ein und begleitet das Geschehen nicht nur, sondern trägt unterstützend zur packenden Atmosphäre bei. Teilweise wird dabei sogar auf klassische Stücke gesetzt. Doch auch sonst ist The Perfect Insider über jeden Zweifel erhaben. Das Charakterdesign ist eigenständig und dennoch angemessen bodenständig, während die flüssigen Animationen und der zur Geschichte passende Stil genauso wie die gut, wenn auch nicht immer unauffällig, eingebundenen CGI-Elemente sichtlich von dem scharfen 1080p-Bild der Blu-ray profitieren.
Fazit
Die ersten vier Episoden von The Perfect Insider versprechen eine überaus spannende Mystery-Thriller-Geschichte, deren ersten Rätsel aufgeworfen werden. Der Grundton ist eher ruhig gehalten und auf Action wird bisher glücklicherweise verzichtet. So kann sich die intelligente Handlung noch besser entfalten und zugleich werden die Charaktere ausgezeichnet vorgestellt. Sogar kleine Nebenfiguren erhalten genügend Tiefe, um glaubhaft zu wirken. Allerdings stechen das Protagonistenduo Professor Sohei Saikawa und Moe Nishinosono sowie die mysteriöse Wissenschaftlerin Dr. Shiki Magata hervor. Schon in der ersten Episode wird klar, dass sich die Geschichte um sie drehen wird. Sowohl die Vergangenheit von Dr. Magata als auch das Gespräch zwischen ihr und Nishinosono nehmen dabei wichtige Plätze innerhalb der Geschichte ein. Bis es zum ersten Mord kommt, vergeht einige Zeit, dafür wird dieser um so packender inszeniert. Dass sich die Serie beim klassischen geschlossener-Raum-Prinzip, bei dem die Frage wie der Mörder die abgeriegelte und überwachte Wohnung betreten und verlassen konnte, bedient, stört nicht, da die Umsetzung gelungen ist. The Perfect Insider zeigt genug Potenzial, um eine der intelligentesten Geschichten der letzten Jahre zu erzählen – sofern die bisherige Qualität gehalten wird.
Kurzfazit: Spannungsgeladener Mystery-Psycho-Thriller, der zum Auftakt mit einer intelligenten, rätselbehafteten Geschichte und einem erstklassigen Protagonistenduo überzeugt.
Vielen Dank an Universum Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von The Perfect Insider – Vol. 1!
Details
Titel: The Perfect Insider – Vol. 1
Genre: Mystery, Thriller
Regie: Mamoru Kanbe
Studio: A-1 Pictures
Produktionsjahr: 2015
Laufzeit: ca. 96 Minuten
Sprachen: Deutsch, Japanisch (DTS-HD MA 2.0)
Untertitel: Deutsch
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungstermin: 05. August 2016
Herstellerseite: The Perfect Insider – Vol. 1 bei Universum Anime
Bilder Copyright A-1 Pictures / Universum Anime