Rezension: Persona 3 The Movie 1: Spring of Birth – Director’s Cut (Blu-ray)

persona-3-the-movie-1-coverPersona 3 The Movie 1: Spring of Birth bildet den Auftakt einer Tetralogie-Adaption des PS2-Rollenspiel-Klassikers Shin Megami Tensei: Persona 3 von Atlus.

In Iwatodai existieren als Shadows bekannte Monster innerhalb der sogenannten versteckten Stunde, einer zusätzlichen Stunde um Mitternacht, die nur wenige Menschen wach erleben. Makoto Yuuki kommt als Schulwechsler kurzfristig nach Iwatodai. Aufgrund einer Verspätung seines Zuges erreicht er die fiktive Metropole erst spät in der Nacht. Als er sich auf dem Weg zum Wohnheim der Gekkoukan High School befindet, verändert sich plötzlich alles um ihn herum. Die Nacht erhält eine düstere, surreale Erscheinung. Statt der Menschen stehen überall Särge. Doch den gleichgültig und motivationslos wirkenden Oberschüler lässt das alles unbeeindruckt. Erst als eines nachts das Wohnheim von sogenannten Shadows angegriffen wird, schreitet er zur Tat und beschützt dabei seine Klassenkameradin Yukari Takeba. Dabei beschwört er ein sogenanntes Persona. Aufgrund seiner Fähigkeiten wird er von der SEES, der auch Yukari angehört, für den Kampf gegen die Shadows rekuriert.

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Gestraffte Umsetzung

Das Rollenspiel Shin Megami Tensei: Persona 3 von 2006/2007 erfreut sich Fans japanischer Genrevertreter auch heute noch großer Beliebtheit. Bereits 2013 begann die Adaption des Playstation-2-Titels als vierteilige Anime-Filme-Reihe. Den Auftakt Persona 3 The Movie 1: Spring of Birth veröffentlichte peppermint anime Ende November 2015 in der Director’s-Cut-Version auf Blu-ray und DVD. Dabei orientiert sich das Werk von Regisseur Noriaki Akitaya und dem verantwortlichen Studio AIC A.S.T.A. stark an der Vorlage. Doch auch für Nicht-Kenner der Spiele ist der Film geeignet.

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Das liegt an der gelungenen Umsetzung. Die Geschichte wird verständlich erzählt, so dass Neueinsteiger keine Verständnisprobleme haben. Allerdings merkt man dem Film an, dass die Handlung des Originals deutlich gestrafft wurde. Selbst alle vier Teile der Tetralogie zusammen können unmöglich das gesamte Atlus-Rollenspiel in Anime-Form umsetzen. Dadurch kommt es zu größeren Zeitsprüngen, die besonders durch die fortschreitende Datumsanzeige deutlich werden. Immer wieder werden Tage oder sogar Wochen übersprungen, ohne das direkt das Gefühl aufkommt man würde wichtige Ereignisse verpassen. Viel mehr konzentriert sich der Film auf die relevanten Momente der Geschichte. Trotzdem fallen kleinere Mankos, die in der Erzählweise begründet sind, auf. So werden unerwartete Ereignisse wie beispielsweise Makotos Fähigkeiten zwar als etwas überraschendes und besonderes dargestellt, anschließend wird aber kaum darauf eingegangen. Ein, zwei Szenen mehr hätten dem Film hier gut getan. Der zügigen Erzählweise fallen auch Elemente des Spiels wie die Persona-Einspieler oder die im Film nur angerissene Sozialkontakt-Komponente zum Opfer.

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Charakterstark

Eine Stärke des Films ist die gelungene Charakterisierung der wichtigsten Figuren. Allen voran Makoto Yuuki, der zugleich eine der größten Änderungen im Vergleich zur Vorlage darstellt. So erhielt der Protagonist einen neuen Namen sowie eine neue Persönlichkeit, passt damit aber perfekt in die Handlung des Films. Oft wirkt er fast schon innerlich leer, wie eine bloße Hülle. Allerdings scheint sein Verhalten nur ein Schutzwall zu sein, der ihn vor zu engen Bindungen bewahren soll. Mögliche Gründe dafür liefern die häufigen Erinnerungen an den Tod seiner Eltern sowie sein vorhandenes Potenzial bezüglich der Persona. Hier lässt der Film allerdings einige Fragen offen, die trotz eines allgemein runden Abschlusses deutlich machen, dass es drei Fortsetzungen gibt.

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Neben Makoto fallen besonders Yukari und Junpei positiv auf. Die schnippische Oberschülerin teilt mit Makoto den Verlust ihrer Eltern bei einem Unfall von vor zehn Jahren. Trotz ihrer etwas unberechenbaren Stimmungswechsel ist sie eindeutig kameradschaftlich und sucht eine enge Bindung zu ihren Mitstreitern. Junpei hingegen wirkt gerade anfangs durch seine angeberische Art und seine Geltungssucht eher unsympathisch. Allerdings zeigt sich mit der Zeit, dass er weit tiefgründiger ist und stets versucht sein Bestes zu geben, auch wenn er gegenüber Makoto scheinbar gemischte Gefühle hat. Eifersucht auf dessen Fähigkeiten und dadurch häufig in den Mittelpunkt rückenden Rolle im Kampf sowie freundschaftliche Kameradschaft. Ergänzt wird das Team von der sehr erwachsen wirkenden, ruhigen Schulsprecherin Mitsuru Kirijo und dem vernünftigen Akihiko Sanada. Die Dynamik zwischen den Charaktere ist insgesamt auffallend gelungen und sticht positiv hervor. Hierbei kommt dem Film zu Gute, dass die Konzentration wesentlich stärker auf der Darstellung der Figuren als auf der ansehnlichen Action liegt.

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Rollenspiel-Anime

Persona 3 The Movie 1: Spring of Birth ist die Rollenspiel-Herkunft deutlich anzumerken. Sei es der Einsatz der Personas oder ein kurz eingeworfener Spruch bezüglich eines Level Ups. Auch der Velvet Room, ein Raum zwischen Traum und Realität und zwischen Körper und Geist, in dem der mysteriöse Igor Makoto über dessen Fähigkeiten und die Persona informiert, vermittelt eine starke Gaming-Atmosphäre. Das fällt allerdings niemals störend auf, sondern passt ausgesprochen gut zum Film. Jeder Anhänger von actionreichen Mystery-Animes kann definitiv einen genaueren Blick wagen.

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Richtig in Fahrt kommt der Film nach etwa einer halben Stunde, als die Gruppe erstmals den Tartaros-Dungeon betritt. Dieser unheimliche Turm, in den sich die Schule der Protagonisten in der Schattenstunde verwandelt, birgt ein großes Mysterium und ist Dreh- und Angelpunkt wichtiger Ereignisse. Obwohl hier nicht die ersten Kämpfe stattfinden, wird der Einsatz der Personas noch einmal deutlicher. Dabei müssen die Persona-Nutzer sich mit dem an eine Pistole erinnernden Evoker in den Kopf schießen, um die Materialisierung ihres Geistes herbei zu rufen. Jeder Charakter verfügt über ein individuelles Persona mit ganz eigenen Fähigkeiten. Es ist bezeichnend für die Persönlichkeit von Makoto, dass er beim Angriff auf das Wohnheim ohne zu zögern den Evoker einsetzt, ohne wirklich etwas über die Schattenstunde zu wissen. Yukari hingegen zeigt deutliche Hemmungen, sich selbst in den Kopf zu schießen.

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Die Umsetzung von Persona 3 in Film-Form kann sich durchaus sehen lassen. Auf Blu-ray kommt das Bild in knackigen 1080p mit satten Farben daher, wodurch die qualitativ hochwertigen und flüssigen Animationen sehr gut zur Geltung kommen. Genauso gelingt es, dank gelungenem Kontrast und guter Licht- und Schatteneffekte, die gerade in den dominierenden Nachtszenen gut zur Geltung kommen, die düstere, packende Atmosphäre gut einzufangen. Die Stilmittel verleihen der Schattenstunde einen perfekt surrealen Eindruck, der durch die in der Umgebung zu sehenden Särge noch verstärkt wird. Dazu gesellen sich die gut umgesetzten, actionreichen Kämpfe in denen besonders der Persona-Einsatz überzeugt. Zudem wurden die Originalcharakterdesigns der Vorlage gut für den Film umgesetzt, während der Soundtrack auf neu angepasste Originalmusik zurückgreift. Ordentlich bis gut fällt zudem die deutsche Synchronisation aus. Die Sprecher vermitteln die Charaktereigenschaften wie Makotos motivationslose Einsilbigkeit oder Junpeis Geschwätzigkeit ausgesprochen gut. Als Bonus liegen dem Film vier Postkarten bei.

Fazit

Bevor ich mir Persona 3 The Movie 1: Spring of Birth angesehen habe, bin ich mit der Shin-Megami-Tensei-Reihe von Atlus nicht selbst in Berührung gekommen. Trotz großem Interesse an den Rollenspielen, habe ich mich noch an keinen Teil gewagt. Das dürfte sich dank der hervorragenden und neugierig machenden Filmumsetzung von Persona 3 nun ändern. Der Film ist trotz der deutlich gestrafften und manchmal etwas sprunghaft erzählten Geschichte auch für Neueinsteiger geeignet. Verständnisprobleme treten keine auf. Zudem funktioniert der erste Teil der Tetralogie auch als eigenständiges Werk, da trotz eines offenen Endes eine relativ runde, abgeschlossene Geschichte erzählt wird. Einige unbeantwortete Fragen sowie die Nach-Abspann-Szenen machen jedoch neugierig auf die Fortsetzungen und lassen hoffen, dass peppermint anime sich nicht zu lange Zeit lässt, bis auch die weiteren Teile erscheinen. Es ist der spannenden Geschichte, der packenden Atmosphäre und der guten Charakterdarstellung zu verdanken, dass kleinere Mankos wie übergangene wichtig scheinende Ereignisse oder Logikfehler nicht weiter ins Gewicht fallen. Unterm Strich bleibt ein fesselnder Film, den sich sowohl Fans der Vorlage, als auch Neulinge, die etwas mit actionreichen Mystery- und Fantasy-Animes anfangen können, ansehen sollten.

Kurzfazit: Packend erzählte Rollenspiel-Umsetzung, die trotz gestraffter Geschichte und kleineren Mankos durch gelungene Charakterdarstellung, gute Action und eine düstere Atmosphäre fesselt.

Details
Titel: Persona 3 The Movie 1: Spring of Birth – Director’s Cut
Genre: Mystery, Action
Regie: Noriaki Akitaya
Studio: AIC A.S.T.A.
Produktionsjahr: 2013
Laufzeit: ca. 98 Minuten
Sprachen: Deutsch, Japanisch (LPCM 2.0)
Untertitel: Deutsch
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungstermin: 27. November 2015
Herstellerseite: Persona 3 bei peppermint anime

Bilder Copyright AIC A.S.T.A. / peppermint anime