Rezension: KillerCon (Roman)
Mord auf einer Anime-Manga-Convention? Genau darum geht es in KillerCon von Steffi Holzer und Lars Erbstößer.
Die KiramekiCon gehört mit zehntausenden Besuchern zu den größten Anime-Conventions im deutschsprachigen Raum. Zahlreiche Cosplayer, Fans, Showgruppen, japanische Ehrengäste und allerlei sonst tummelt sich jedes Jahr auf dem Gelände der Convention. Doch in diesem Jahr bekommt es das Organisationsteam mit einigen Problemen zu tun. Nicht nur verschwindet ein einer der Ihren spurlos, auch das Mitglied einer Showgruppe bricht auf der Bühne zusammen. Und dann taucht auch noch die Leiche einer bekannten und beliebten Cosplayerin auf. Ist es anfangs schwer sich vorzustellen, jemand hätte etwas gegen sie gehabt, wird die Liste der Verdächtigen mit der Zeit immer länger.
Fandom
Die Autoren von KillerCon, Steffi Holzer und Lars Erbstößer kennen die deutschsprachige Anime-Szene seit ihren Anfängen in den 1990er Jahren. So waren sie nicht nur an der Organisation von Conventions wie der Animagic oder der Bonenkai beteiligt, sondern haben auch für Szenenmagazine wie AnimaniA und MangasZene geschrieben. Letztere gaben die beiden sogar selbst heraus. Diese Verbundenheit und Kenntnis der Anime- und Manga-Szene ist dem Roman zu jederzeit deutlich anzumerken. Immer wieder werden Anspielungen auf bekannte Animes oder Mangas eingebaut. Gleichzeitig gelingt es den Autoren ein nachvollziehbares und glaubwürdiges Bild einer Convention aufzubauen. Egal ob hinter oder vor den Kulissen. Die handelnden Figuren sind allerdings alle fiktiv, es wurden aber wahre Anekdoten aus vielen Jahren Con-Erfahrung in die Geschichte eingearbeitet.
Es ist das Grundwissen der Autoren, das dem Setting die nötige Würze verleiht. Dadurch wirkt die Convention fast von Anfang an lebendig und schnell kommt das Gefühl auf, man befände sich selbst auf der KiramekiCon und würde die Hauptfiguren bei ihrem Alltag begleiten. Die damit verbundene Atmosphäre ist wirklich gut umgesetzt und besonders all jene, die bereits eine Convention besucht haben, dürften sich bei vielen Gegebenheiten mit einem wohligen Gefühl an die eigenen Erfahrungen erinnern. Zugleich bauen Steffi Holzer und Lars Erbstößer eine spannende Geschichte auf, der es gelingt an das Buch zu fesseln. Der Einstieg ist verläuft zwar etwas schleppend, aber schon nach kurzer Zeit packt einen die Handlung, was gerade zu Beginn an einigen der handelnden Charaktere liegt. Außerdem möchte man einfach wissen, mit welchen Problemen das arg gebeutelte Organisationsteam noch konfrontiert wird.
Besonders die Neugier auf den Mord sorgt dafür, dass man das Buch nicht so schnell zur Seite legt und spätestens mit dem Leichenfund entsteht eine angenehme Spannungskurve. Diese steigt immer wieder an und lässt auf meist gelungene Weise wieder ab. Nur selten ziehen sich die Ereignisse etwas und man wünscht sich eine zügigere Entwicklung der Geschichte. Dennoch bleibt man schon deshalb dem Buch treu, weil man einfach wissen möchte wie sich die verschiedenen Probleme rund um die KiramekiCon auflösen. Die Hauptkonzentration liegt dabei natürlich auf dem Mord und den Ermittlungen der befreundeten Mitglieder des Organisationsteams rund um das Opfer und möglich Täter. Das Netz an Verwicklungen, Hinweisen und Enthüllungen ist so intelligent aufgebaut, dass es immer wieder fasziniert, wenn die Freunde etwas Neues herausfinden und das Gesamtbild in ihren Gesprächen erweitern. Nicht alle Entscheidungen der Hauptfiguren sind immer logisch oder nachvollziehbar, rutschen aber niemals soweit ins unmögliche, dass es störend auffallen würde.
Kleine Macken
Erst auf den letzten hundert Seiten zeigen sich beim Vorgehen der Polizei etwas größere Logiklücken. Es ist nicht immer hundert Prozent glaubhaft, dass die handelnden Kommissare während ihrer Ermittlungen wirklich so vorgehen würden. Das dient natürlich der weiteren Einbindung der Protagonisten und ist der Geschichte an sich geschuldet, weshalb man sich schnell damit arrangiert und es als gegebene Möglichkeit akzeptiert. Aber zumindest kurzzeitig fällt das unwahrscheinliche Verhalten der Polizisten dann doch auf. Nichts desto trotz entsteht gerade hier eine angenehme Spannung, die dafür sorgt, dass man das Buch nicht mehr zur Seite legen kann, bis man weiß wer für den Mord verantwortlich ist und wie die Geschichte rund um die von Problemen heimgesuchten KiramekiCon endet. Leider werden nicht alle aufgebauten Handlungsstränge wirklich abgeschlossen. Das ist zwar an vielen Stellen logisch, da das Buch lediglich den Ereignissen auf der Convention selbst folgt, dennoch wünscht man sich einige zusätzliche Informationen wie bestimmte Ereignisse endgültig ausgegangen sind. Immerhin sind in vielen Fällen Andeutungen vorhanden, die ohne große Überlegung ein Ende erahnen lassen.
Wer nun denkt, dass sich KillerCon ausschließlich an Szenen-Insider und Fans richtet, liegt nur teilweise richtig. Ein gewisses Vorwissen schadet definitiv nicht, besonders beim Umgang mit den vielen japanischen Namen und Titeln, teils fiktiver Serien, Filme, Mangas und so weiter. Dennoch gelingt es den Autoren auch Leser ohne Con-Erfahrung oder Wissen im Anime- und Manga-Bereich gut an die Thematik heranzuführen. Hierfür werden immer wieder wichtige Begrifflichkeiten oder Namen sowie Abläufe und Hintergründe einer Convention erklärt. Dadurch kommt es zwar vor, dass lange Erklärungen auftreten, doch diese sind angenehm geschrieben und gut in die Handlung mit eingebaut.
Der Schreibstil von Steffi Holzer und Lars Erbstößer ist als eher einfach zu bezeichnen, jedoch nicht schlecht. Die Autoren schaffen es nicht nur liebenswerte, niedliche, interessante und sogar unsympathische Figuren mit eigenen Macken, Stärken und Tiefgang darzustellen, sondern auch eine meist angenehme Spannung und erstklassige Atmosphäre aufzubauen. Da stören kleinere Macken bei Ausdrucksweise oder das Abdriften in umgangssprachliche Gepflogenheiten nur wenig. An mancher Stelle passt das sogar ausgesprochen gut und dürfte von den Autoren beabsichtigt sein, um die Denkweise und Persönlichkeit eines Charakters deutlicher zu vermitteln.
Fazit
Alleine die Idee einen Mord im Rahmen einer Anime-Convention anzusiedeln ist reizvoll und interessant. Steffi Holzer und Lars Erbstößer gelingt es durch ihre Erfahrungen in der Szene ein glaubhaftes Umfeld für die Geschichte zu erschaffen und gleichzeitig sowohl Insider als auch Neulinge gut durch die Handlung zu führen, während mögliche Verständnisprobleme durch Erklärungen aufgelöst werden. Manche Entscheidung der Protagonisten oder das Vorgehen der Polizei mag nicht immer völlig nachvollziehbar oder sogar unlogisch erscheinen, doch das stört zu keiner Zeit das Lesevergnügen oder mindert die Spannung. Viel Action sollte man allerdings nicht erwarten, da sich die Handlung klar auf die Ermittlungen des Organisationsteams zum Mord, dem Opfer und möglichen Tätern bezieht. Doch gerade dadurch ist KillerCon ein klassischer Krimi-Roman. Das aufgebaute Konstrukt rund um Opfer und mögliche Täter ist intelligent aufgebaut und trägt mit zu der angenehmen Spannungskurve bei. Jede neue Enthüllung fesselt aufs Neue an das Buch und man möchte irgendwann unbedingt wissen, wie die Geschichte endet und ob die eigenen Verdächtigungen sich als korrekt herausstellen. Besonders Kennern der Szene und Anime- sowie Manga-Fans ist KillerCon wärmstens zu empfehlen.
Kurzfazit: Spannender Kriminal-Roman in interessantem Setting mit meist intelligenter Handlung und liebenswerten Charakteren.
Vielen Dank an Anime House für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von KillerCon!
Details
Titel: KillerCon
Genre: Krimi
Verlag: Anime House
Autoren: Steffi Holzer, Lars Erbstößer
Art: Taschenbuch
Seiten: 312
Preis: 12,95 €
ISBN: 978-3-9817862-0-0
Verlagsseite: Anime House
Erscheinungsdatum: 01. März 2016
Bilder Copyright Yaya-Chan/Fuku & Anime House