Rezension: Jormungand – Vol. 4 (Blu-ray)
Ungewohnt storylastig geht es ins Finale von Jormungand mit der zweiten Hälfte von Perfect Order auf Volume vier der Serie.
Der ehemalige Kindersoldat Jonah arbeitet seit einiger Zeit als Bodyguard für die Waffenhändlerin Koko Hekmatyar. Gemeinsam mit ihrem Team hat der Junge schon einiges erlebt und die Chefin der Truppe hat von Anfang an einen Narren an ihm gefressen. Bei einer Mission im Irak, erfährt Jonah mehr über seinen Kameraden William Nelson. Doch weit größere Tragweite für die Welt haben Kokos geheime Pläne und ihr Projekt Jormungand. Gemeinsam mit der Wissenschaftlerin Dr. Minami Amada arbeitet die Waffenhändlerin schon seit Jahren daran. Die Art der Aufträge von Kokos Bodyguard-Team scheint sich zu ändern je näher die Fertigstellung von Jormungand rückt.
Mehr Geschichte…
Die mittlerweile 19. Episode von Jormungand und zugleich erste Episode von Volume vier präsentiert sich noch wie von der Serie gewohnt. Die Konzentration liegt auf der Vertiefung von William „Wiley“ Nelson, dem Sprengstoffexperten des Teams. Neben einem kurzen Blick in die Vergangenheit des ehemaligen Soldaten, darf er während eines Einsatzes im Irak seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Dabei kommt es zur gewohnt guten Action inklusive Schießerei mit feindlichen Söldnern und Explosionen wie sie für Wiley typisch sind. Die größere Charaktertiefe für den Sprengstoffexperten ist gut umgesetzt und verändert Jonahs Einstellung seinem Sprachlehrer Wiley gegenüber.
Es bleibt allerdings bei diesem einen kurzen Intermezzo. Stellt der Auftakt von Volume vier also eine gewohnte Einzelepisode von Jormungand dar, geht es direkt darauf mit der großen Handlung weiter, die im Verlauf der Serie immer wieder angedeutet wird. Erstmals wird der Projektname Jormungand offen genannt und Dr. Minami „Miami“ Amada erhält mehr Auftritt als noch zuvor. Zu Beginn der zwanzigsten Episode, die zugleich den Auftakt eines Dreiteilers darstellt, wird sogar ein kurzer Blick in die Vergangenheit von Koko und Dr. Amada geboten. Doch nicht nur die drei direkt zusammenhängen Folgen New World Phase 1 bis 3 konzentrieren sich auf Kokos große Pläne. Auch die beiden abschließenden Episoden rücken das Projekt Jormungand in den Mittelpunkt. Dabei haben auch so ziemlich alle größeren Nebenfiguren wie Kokos Konkurrent Curry und seine Leibwächter, die CIA-Agenten Scarecrow, Schokolade und George Black oder Kasper Hekmatyar und sein Team größere und kleinere Auftritte.
…ernste Themen…
Koko offenbart ihrem Team, um was es bei Jormungand geht und nicht jeder ihrer Bodyguards reagiert wie erwartet. Dafür ist das Handeln logisch erklärt und basiert nicht rein auf großen Überlegungen, sondern stark auf dem Instinkt und Gerechtigkeitsgefühl. Koko selbst wird in einigen Szenen wunderbar verrückt, fast schon wahnsinnig darstellt. Besonders ihre eisigen, blauen Augen werden auf eine Weise gezeigt, die an ihrem Verstand zweifeln lässt, zugleich aber auch ihre Intelligenz und Überzeugung beweisen. Wie von ihr bereits bekannt kann sie beinah sofort in ihr unbekümmertes, beinahe kindliches Verhalten wechseln und zum Glück sind auch solche Szenen noch enthalten. Dadurch bleibt Koko ein weitgehend interessanter Charaktere, deren Pläne trotz einer gewissen Skrupellosigkeit nachvollziehbar und sogar logisch erscheinen. Hier präsentiert Jormungand durch eine moralische Zwickmühle und ebensolche Fragen, eine große Stärke.
Schon in der Vergangenheit hat die Serie sich mit heiklen Themen wie Kindersoldaten, Waffenhandel und Krieg auseinandergesetzt. Besonders zum Ende der Serie hin, werden die ernsten Fragen wieder aufgegriffen und regt zum Nachdenken an. Ein Blick in die Zukunft durch die abschließende Episode der Serie deutet an, was uns in Zukunft erwarten könnte. Worauf die Welt zusteuert, wenn Wasser, Nahrung und Lebensraum knapper werden. Damit überrascht die Serie noch einmal, leider schafft es Jormungand trotzdem nicht, völlig zu überzeugen. Dafür ist die Geschichte etwas zu oberflächlich erzählt und die wichtigen Themen werden nur angerissen. Trotzdem gelingt es dem Ende, dass man die eigene Meinung hinterfragt.
…weniger Action
Die größere Konzentration auf die Handlung, das Projekt Jormungand und die Charaktere geht zu Lasten der Action. Zwar verzichtet die Serie in den abschließenden sechs Episoden nicht gänzlich darauf, doch fallen die meisten Einsätze von Kokos Team unspektakulärer und kürzer aus als bisher. Das ist natürlich logisch, da die Episoden zum weiteren Ausbauen und Abschließen der Geschichte genutzt werden. Ein wenig fehlt Jormungand damit aber einer der größten Reizpunkte der Serie. Bisher war die Action immer gut inszeniert und gehörte in vielen Episoden zu den klaren Highlights. Gänzlich auf Schießereien und Explosionen muss allerdings nicht verzichtet werden. Die unabhängige Auftaktepisode von Volume vier bietet in dieser Hinsicht wie bereits erwähnt einiges und auch ein späterer Einsatz bringt noch einmal eine längere Mission in die Serie mit ein. Trotzdem kommt schnell das Gefühl auf, es fehlt etwas und Jormungand geht zum Ende hin ein wenig die Dynamik verloren.
Trotz der geringeren Action und damit weniger spektakulären Szenen, bleibt Jormungand Volume 4 bei den Animationen weitgehend überzeugen. Es fallen nur selten unschöne Gesichter oder Bewegungen auf, die CGI-Elemente sind gut eingebaut und die Bewegungen der Figuren sind insgesamt gelungen. Die musikalische Untermalung und der Sound passen, auch wenn die Lieder wieder Geschmackssache sind.
Fazit
Qualitativ bleibt Jormungand auch mit dem Finale der Serie der bisherigen Linie treu. Überragen kann die Action-Serie auch mit den letzten sechs Episoden nicht, dennoch schafft es die Geschichte gerade durch die größere Konzentration auf Kokos Pläne und zusammenhängende Episoden zu unterhalten. Dazu gesellen sich die sowieso bereits weitgehend sympathischen oder interessanten Charaktere, von denen viele zumindest kleine Auftritte haben. Dass die Action etwas kürzer kommt nimmt der Serie zwar etwas die Dynamik, stört insgesamt aber nicht, da es dem Abschluss der Handlung dienlich ist. Ein wenig schafft es das Finale zu überraschen, obwohl vieles bereits im Vorfeld zu erahnen ist. Gerade der kleine Zeitsprung für die letzte Episode bringt interessante Elemente mit sich und macht das Ende der Serie umso interessanter. Die Welt, die Jormungand darstellt gemeinsam mit den ernsten Themen, regen zumindest kurzzeitig zum Nachdenken an. Dadurch gelingt es der Serie etwas Länger im Gedächtnis zu bleiben. Allerdings gehört Jormungand weder im Anime-Bereich noch innerhalb des Genres zu den großen Serien. Für seichte Action-Unterhaltung mit ernsten Themen, die zum Nachdenken anregen, taugt Jormungand dennoch.
Kurzfazit: Unerwartet storylastiges Finale einer weitgehend durchschnittlichen Action-Serie, das durch ernste Themen nachdenklich stimmt und dank Geschichte und Charaktere unterhält.
Vielen Dank an Anime House für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Jormungand – Vol. 4!
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Details
Titel: Jormungand – Vol. 4
Genre: Action
Regie: Keitaro Motonaga
Studio: White Fox
Produktionsjahr: 2012
Laufzeit: ca. 150 Minuten
Sprachen: Deutsch, Japanisch (DTS HD MA 2.0)
Untertitel: Deutsch
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungstermin: 29. Januar 2016
Herstellerseite: Anime House
Bilder Copyright White Fox / Anime House