Rezension: Ms. Marvel – Band 1: Meta-Morphose (Comic)
2014 hat das Marvel-Comic-Universum eine neue Ms. Marvel erhalten. In Ms. Marvel Band 1 hat Panini die ersten US-Hefte Ende März auf deutsch veröffentlicht.
Schwieriges Teenagerleben
Die 16jährige Kamala Khan ist ziemlich nerdig und liebt Superhelden, insbesondere Ms. Marvel und die Avengers. Durch ihre muslimische Herkunft behandeln sie viele ihrer Mitschüler anders, aber auch ihre Freunde und ihre Familie geben ihr oft das Gefühl anders zu sein. Dabei möchte Kamala eigentlich nur ein normales Mädchen aus New Jersey sein, das mit ihren Freunden Partys feiert. Letztlich wird Kamalas Leben,als sie plötzlich Superkräfte erhält, noch komplizierter.
Ihren ersten Auftritt im Marvel-Comic-Universum hatte Kamala Khan bereits im August 2013 in Captain Marvel Nr. 14. Doch erst im Jahr 2014 hat sie als neue Ms. Marvel eine eigene Comicreihe spendiert bekommen. Dabei ist die neue Ms. Marvel die erste muslimische Superheldin von Marvel. Man könnte nun annehmen, dass zumindest zu Beginn der Geschichte von Kamala der Islam eine große Rolle spielt und das Medium für eine größere Diskussion genutzt wird, doch das geschieht nicht. Die Religion und Herkunft der Protagonistin wird klar als Element genutzt, um ihren Charakter, aber auch den anderer Figuren, herauszubilden, ohne aber kritisch oder mit Vorurteilen an die Materie heran zu gehen. Kamals Glaube wird auf eine angenehme und passende Weise in die Geschichte eingeflochten.
So hat Kamala offene Probleme mit ihren Eltern, die wahrscheinlich so gut wie jeder Leser auf irgendeine Art und Weise nachempfinden kann. Beispielsweise, wenn sie sich mit ihrem Vater streitet, weil sie nicht auf eine Party am Flussufer darf. Dazu gesellt sich ihr Wunsch in ihrer Umgebung anerkannt zu werden und das zumindest teilweise auch auf Kosten ihrer eigenen Identität. Recht schnell kommen, sobald sie ihre Superkräfte entwickelt hat und erst lernen muss mit diesen zurecht zu kommen, neue Probleme hinzu. Gerade zu Beginn fällt es ihr schwer ihre Formwandelkräfte unter Kontrolle zu halten, wodurch sie die Gestalt der alten Ms. Marvel annimmt oder aber ihre Hand plötzlich schrumpft.
Sympathie-Bonus
Die Art wie Kamala dabei präsentiert und vorgestellt wird, macht sie sofort zu einem sympathischen Charakter zu dem der Leser eine Beziehung aufbauen kann. Das liegt zu einem gewissen Teil sicher auch an ihrer nerdigen Art und Verehrung für Superhelden. So ist es besonders amüsant, aber auch liebenswert, dass Kamala scheinbar mit großer Begeisterung Avengers-Fan-Fiction schreibt und diese im Internet veröffentlicht. Aber auch ihr innerer Konflikt wegen dem Ungehorsam gegenüber ihren Eltern oder die Angst wegen ihrer neuen Kräfte, machen ihre Handlungen und Gefühle nachvollziehbar und dadurch noch greifbarer für den Leser. Doch nicht nur Kamala ist Autorin G. Willow Wilson gelungen. Beinah jede halbwegs relevante Figur besticht durch Eigenheiten, die ihnen eine bestimmte Persönlichkeit und Rolle verpassen. Dadurch baut sich recht schnell Sympathie oder Abneigung für gewisse Figuren auf, während für manche eher Verständnis entwickelt wird, auch wenn sie starrsinnig wirken.
Die größte Stärke von Ms. Marvel sind bisher also die Figuren, aber sie stehen nicht alleine da. Auch die Handlung kann durch eine gute Mischung aus Charakterentwicklung, Action, Humor und ruhigen Momenten überzeugen. Dass dabei nur bedingt Spannung entsteht, mag zum Teil auch an der Origin-Geschichte liegen, die sich stark auf Kamalas Entwicklung hin zur neuen Ms. Marvel konzentriert. Dennoch gibt es einige recht schöne Momente und der Aufbau für die Fortsetzung der Handlung im zweiten Band ist überaus gelungen. Spätestens hier ist dann auch die nötige Spannung vorhanden, um die Reihe zur Pflichtlektüre zu machen – wenn sie das nicht sowieso bereits geworden ist.
Eine weiter Stärke von Ms. Marvel sind die herausragenden, wirklich schönen Zeichnungen. Sie wirken weich und bringen Charaktere und Szenarien gut zur Geltung, während die Action-Einlagen gut in Szene gesetzt sind. Dazu kommen einige unterhaltsame Eigenarten, die in den passenden Momenten den Humor unterstreichen oder das Geschehen etwas auflockern.
Fazit
Bisher hatte ich mit Ms. Marvel beziehungsweise Captain Marvel nichts zu tun. Dennoch reizte mich der Neustart der Reihe ungemein, was auch an dem allgemeinen Lob und den guten Kritiken lag. Der Ansatz ist wirklich gelungen und der Umgang mit Kamalas Glauben und Kultur nicht plakativ oder in irgendeiner Weise mit moralischem Fingerzeig versehen. Er ist in einer guten Form als Teil in die Geschichte und die Figuren eingeflochten worden – vollkommen realistisch und normal. Großes Lob hierfür an die Autorin. Aber auch für Kamala als Charaktere kann es nur lobende Worte geben. Sie ist eine wirklich sympathische Figur, die einem beim Lesen schnell ans Herz wächst, wodurch man unweigerlich mitfiebert und mitleidet. Dass die Handlung im ersten Band noch mit einer minimalen Spannungsspur auskommt, stört zu keiner Zeit, da andere Elemente wie die Charakterentwicklung den Comic gut tragen können und keine Längen oder Langeweile entstehen lassen. Klare Leseempfehlung für alle Marvel-, Superhelden- oder Comic-Fans.
Kurzfazit: Herausragendes Debüt einer neuen, sympathischen und liebenswerten Heldin, das gerade durch eine gelungene Charakterentwicklung und interessante Figuren überzeugen kann.
Details
Titel: Ms. Marvel – Band 1
Genre: Action, Superhelden
Verlag: Panini
Autorin: G. Willow Wilson
Zeichner: Adrian Alphona
Seiten: 124
Preis: 16,99 €
Verlagsseite: Ms. Marvel – Band 1 bei Panini Comics
Erscheinungsdatum: 31. März 2015
Bilder Copyright Panini/Marvel
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