Rezension: Aslak – Band 1: Das Auge der Welt

aslak1-coverIm Bereich der frankobelgischen Comics sind gerade in den letzten Jahren relativ viele Werke erschienen, die sich mit der nordischen Mythologie oder den Wikingern an sich beschäftigen. Wie viele andere dieser Comics erscheint auch die deutsche Ausgabe von Aslak im Splitter Verlag. Dabei gelingt es Hub, Fred Weytens, Emmanuel Michalak und Drac – den Verantwortlichen des Fantasy-Wikinger-Abenteuers – ein paar eigene Aspekte zu setzen und gerade diese waren es auch, die mich angesprochen haben. Doch eine Leseprobe und ein erster Blick ins erste Album mit dem Titel „Das Auge der Welt“ können auch täuschen. Im Fall von Aslak war dies aber nicht der Fall.

Action und Humor im Fantasy-Abenteuer

Aslak erzählt grob gesehen die Geschichte der Brüder Sligand und Skeggy, deren Vater von König Waldemar getötet wurde, weil dieser als Geschichtenerzähler keine neuen Erzählungen mehr kannte. Da die Winter aber lang sind und der König sich schnell langweilt, braucht er eben solche. Nun sollen die beiden ältesten Kinder seines bisherigen Barden neuen Stoff finden und haben dafür nur ein Jahr Zeit. Sollten sie versagen, so stirbt ihre restliche Familie und auch der Bruder, der den König weniger überzeugen kann, stirbt. Dies ist dann auch der Grund weshalb sich die beiden Brüder schnell entzweien und mit allen Mitteln versuchen selbst den Sieg davon zu tragen. Dabei konzentriert sich die Geschichte von Aslak klar auf den Jüngeren der Beiden, Sligand. Dieser ist zugleich auch sympathischer als der aggressive und skrupellose Skeggy. Während sich der Ältere, Roald dem Einäugigen anschließt und auf dessen Drachenboot versucht den großen Geschichtenerzähler zu finden, landet Sligand gemeinsam mit seinem wesentlich klügerem, jüngerem Bruder Knut und dem Krieger Almarik auf dem Namensgebendem Schiff Aslak, dessen eher abgehalfterte, alte Mannschaft unter dem Befehl der jungen Abenteurerin und Kapitänin Brynhild steht.

Die Geschichte von Aslak ist an sich sympathisch und gut erzählt und verfolgt dabei sogar die typischen Wege von klassischen Mythen. An sich ist also nicht die Aufgabe der erzählerische Mittelpunkt, sondern die Reise selbst. Sonderlich neu ist das natürlich nicht und es gibt auch kein so großes Ziel wie die persönliche Rache oder die Rettung einer Prinzessin, aber dafür versteckt sich hier bereits ein klein wenig Ironie. Dabei fällt weder Sligand noch Skeggy auf, dass sie mit ihrem Abenteuer selbst – das natürlich Ausmaße annimmt, die zuvor niemand erwartet – jene Geschichte erleben, die sie benötigen. Die immer wieder eingestreute Action wirkt gut und sorgt gemeinsam mit dem nicht zu knapp kommendem Humor, der wirklich gut zu Aslak passt, für Abwechslung.

Wikinger mit Klischees und skurrilen Eigenarten

Allerdings finden sich auch einige Klischees in dem Abenteuer von Sligand und seinen Begleitern. Diese liegen nicht nur bei den Stationen, die sie auf ihrer Reise ansteuern, sondern insbesondere bei den Charakteren. Dabei folgt die Geschichte selbst, wie bereits erwähnt, dem klaren Weg einer alten Sage und lässt die typischen Archetypen nicht aus. So präsentiert sich Sligand selbst als der noch unerfahrene Jüngling, der sich auf seiner Reise entwickelt, während mit Skeggy der klare Widersacher geboten wird, der von einem dunklen, bedrohlichen Krieger unterstützt wird. Auch Brynhild als taffe Kriegerin ist klaren Regeln unterworfen. Etwas aufgelockert werden diese durch die leichten Besonderheiten in der Persönlichkeit einiger Figuren. Da ist zum Beispiel der alte Weise, der eigentlich nicht so viel weiß. Oder der Berserker, der zwar weiß wie man kämpft, aber beim Anblick von Blut in Ohnmacht fällt. Insgesamt gelingt es dem Team hinter Aslak also die Klischees zu nutzen und sie mit kleineren Eigenarten aufzulockern.

Dabei sind die Geschichte und Dialoge von Hub und Weytens gut geschrieben, auch wenn manches Ereignis doch etwas schnell abläuft. Wirklich störend ist das aber nicht. Die Zeichnungen von Michalak setzen die Szenen dabei immer gut und mit einem lockeren Strich um, wobei eine gewisse Dynamik entsteht. Das ein oder andere Panel ist unter Umständen zwar überflüssig, weil es weder etwas zur Geschichte noch zur Atmosphäre beiträgt, aber auch das schadet dem eigentlich guten Eindruck eher weniger.

Fazit

Alles in allem ist „Aslak 1: Das Auge der Welt“ ein unterhaltsames Fantasy-Wikiniger-Abenteuer, das allerdings mit ein paar Klischees zu kämpfen hat. Die Anlehnung der Geschichtenerzählung an alte Mythen – oder auch moderne Klassiker wie Star Wars oder Der Herr der Ringe – passt dabei wirklich gut. Aufgrund des guten Spannungsaufbaus und des immer wieder eingesetzten Humors habe ich den Band wirklich gerne gelesen und freue mich bereits auf den Zweiten, der bereits erschienen und bestellt ist. Ein Klassiker wird Aslak allerdings nicht und ich würde auch nicht sagen, dass es ein Comic ist, den man unbedingt gelesen haben muss. Wer allerdings Fantasy- oder Wikinger-Geschichten mag sollte zumindest mal reinschauen.

7 von 10 Punkten
„Gelungen“

Details
Titel: Aslak 1: Das Auge der Welt
Genre: Fantasy-Abenteuer
Verlag: Splitter Verlag
Autoren/Zeichner: Hub (Text), Fred Weytens(Text & Dialoge), Emmanuel Michalak (Zeichnungen), Drac (Farben)
Art: Album, Hardcover
Seiten: 56
Preis: 13,80 €
ISBN: 978-3-86869-496-3
Verlagsseite/Leseprobe: Aslak 1: Das Auge der Welt bei Splitter
Erscheinungsdatum: 01.05.2013

Text Copyright 2013 Alexander Geisler
Bilder Copyright Splitter Verlag