Rezension: Toradora! – Vol. 1 (Blu-ray)
Mitte Februar machte AniMoon Publishing viele deutsche Fans komödiantischer Romantik glücklich. Der noch junge Anime-Vertrieb kündigte die überaus beliebte Serien-Umsetzung von Yuyko Takemiyas Light Novel Toradora! von 2008 für Deutschland an. Die Shonen-Romantik-Comedy-Geschichte genießt weltweit Kultstatus in der Fangemeinde. Am 16. Juni erscheint nach einer kurzen Verschiebung endlich Toradora! Volume 1 mit den ersten fünf Episoden. Stellt sich die Frage, ob die Serie dem Status als Vorbild für das Genre und dem großen Beliebtheitsgrad auch wirklich gerecht wird oder nicht.
Tiger und Hündchen
Die Geschichte von Toradora! erzählt vom friedliebenden Ryuuji und der stürmischen Taiga, die aufgrund eines Missgeschicks einen Pakt schließen und sich langsam näher kommen. Ryuuji hat in der Schule den Ruf eines brutalen Gangsters. Der Grund dafür liegt in seinem Aussehen oder genauer seinen Augen, die ihn gefährlicher erscheinen lassen, als er ist. Die kleingewachsene, kindhaft wirkende Taiga hingegen ist aufbrausend, aggressiv und schlägt schnell zu, in ihrem Innern aber weitaus vielschichtiger und liebenswerter, als es auf den ersten Blick scheint. Ein Musterbeispiel einer Tsundere und passend aufgrund ihres Temperaments von allen Mini-Tiger genannt. Durch Zufall erfahren Ryuuji und Taiga, dass sie jeweils in den besten Freund beziehungsweise die beste Freundin des anderen verliebt sind. Aus dieser Situation heraus – und um endlich seine Ruhe zu haben – verspricht Ryuuji Taiga mit Kitamura zu helfen. Fortan agieren die beiden zusammen und Taigas Forderungen gehen schnell über das eigentliche Thema hinaus, so dass sie ein regelmäßiger Gast am Essenstisch von Ryuuji und dessen Mutter wird. Natürlich lassen sich unangenehme Missverständnisse, peinliche Situationen und aberwitzige Entwicklungen nicht vermeiden.
Gleich zu Beginn sei gesagt: Toradora! Zeigt bereits zum Auftakt, weshalb die Serie unter Fans des Romantik-Comedy-Genres so beliebt ist. Angefangen bei den vielschichtigen, liebenswerten Charakteren über die aberwitzigen Geschehnisse und ungeahnte Ernsthaftigkeit bis hin zur ansatzweise bereits vorhandenen Romantik, beweist die Serie des Studio J.C. Staff, dass sie mit Recht zu den ganz großen des Genres gehört. Besonders das Zusammenspiel von Taiga und Ryuuji ist absolut herrlich und sorgt regelmäßig für lauthalse Lachanfälle. Obwohl die beiden Protagonisten so unterschiedlich sind, könnten sie kaum besser zusammenpassen und stellen eines der grandiosesten Duos dar, die ich jemals in einem Anime gesehen haben. Maßgeblich trägt dazu auch die überragende deutsche Synchronisation bei. Luisa Wietzorek ist die perfekte Wahl für die stürmische, aufbrausende Art von Taiga und versteht es nicht nur die Aggressivität, sondern auch die sanfte, verzweifelte oder glückliche Seite des kleingewachsenen Mädchens glaubhaft zu vermitteln. Ähnliches gilt für Ozan Ünal, der Ryuuji genau die richtige Mischung aus Ruhe und Enthusiasmus verleiht.
Doch damit hört es nicht auf. Auch abseits der beiden Hauptfiguren, überzeugt Toradora! mit gutgeschriebenen, abwechslungsreichen, sympathischen und amüsanten Charakteren. Maßgeblich sind dabei natürlich Taigas Schwarm Kitamura und Ryuujis heimliche Liebe Minori. Während es sich bei Kitamura um einen beliebten, eher bodenständigen und korrekten Jungen handelt, ist Minori ein fröhliches Energiebündel, das ständig unter Dampf steht und sich neben ihrer Position als Captain des Schul-Softball-Teams zahlreichen Nebenjobs widmet. Ein heimlicher Star von Toradora! ist außerdem Ryuujis Mutter Yasuko. Aufgrund ihres nächtlichen Jobs, schläft sie tagsüber viel und überlässt ihrem Sohn die täglichen Arbeiten wie Kochen und Putzen. Als ewig 23-jährige zeigt sich Yasuko lebhaft und legt ein kindliches Verhalten an den Tag. Gerade letzteres sorgt für einige überaus amüsante Situationen, die gleichzeitig deutlich machen, in welchem Einklang Mutter und Sohn stehen. Wie schon bei den beiden Protagonisten trägt Sprecherin Anita Hopt maßgeblich zur perfekten Darstellung von Yasuko bei. Ähnlich verhält es sich auch bei Kitamura und Minori, deren Sprecher Konrad Bösherz und Moira May es verstehen, die jeweilige Persönlichkeit perfekt zu vermitteln.
Ernsthafte Comedy
Ihr werdet sicher bereits festgestellt haben, dass die Charaktere ein wichtiger Faktor von Toradora! sind und einen großen Anteil an der hohen Qualität der Serie haben. Natürlich sind sie es nicht alleine. Auch die Geschichte selbst weiß zu überzeugen und bringt Ryuuji und Taiga in ihrem Alltag in zahlreiche aberwitzige und peinliche Situation. Überraschend ist zudem, dass auch eine gewisse Ernsthaftigkeit nicht außen vor bleibt. So werden Taigas Probleme mit ihrer Größe und die Vorurteile gegen Ryuuji wegen seines angeblich gefährlichen Blickes als wichtige Elemente behandelt. Das verleiht der Geschichte mehr Tiefgang als erwartet.
Aus heutiger Sicht mag nicht mehr alles völlig neu sein, doch das fällt beim Ansehen der Serie kaum auf. Dafür funktionieren die einzelnen Elemente zu gut und greifen nahezu perfekt ineinander. Selbst etwas abgedrehte oder verrückte Ideen wirken nicht wie Fremdkörper. Dadurch wirkt Toradora! wie aus einem Guss. Ein Grund dafür ist auch die sich stets weiterentwickelnden Beziehungen und aufeinander aufbauenden Situationen. Gleichzeitig ist Toradora! nur schwer vorhersehbar. Immer wieder nimmt die Serie kleinere Wendungen, die in dieser Form nicht zu erwarten waren. Etwa durch ein frühes Liebesgeständnis oder Enthüllungen aus der Vergangenheit. Auch sind die Reaktionen der Charaktere nicht immer zu erahnen. Das gilt besonders für Ryuuji und Taiga, die als klare Hauptfiguren agieren. Selbst ihre jeweiligen Schwärme treten nur als Nebencharaktere auf, ohne zu sehr in den Hintergrund zu geraten.
Wer nun denkt, Toradora! würde aufgrund des doch bereits recht hohen Alters von neun Jahren in Sachen Animationen nicht mehr gut wirken, liegt falsch. Zwar gibt es einige Elemente, die nicht modern sind, dennoch kann die Serie technisch absolut überzeugen und könnte in Sachen Optik und Umsetzung auch deutlich jünger sein. Lediglich manche Gesichtsausdrücke wirken manchmal etwas seltsam, was aber nicht am Alter, sondern der Konzeption liegt. Auch bei der musikalischen Untermalung und den in einigen Szenen wichtigen Soundeffekten versteht es Toradora! zu überzeugen und rundet somit die sehr gute deutsche Synchronisation ab. Dazu gesellt sich das exzellente Intro mit hohem Wiedererkennungswert, das bei mir Erinnerungen an Love Hina! geweckt hat – im positiven Sinn.
Fazit
Endlich, endlich, endlich ist Toradora! Volume 1 da. Nach einer kurzen Verschiebung ist die Wartezeit vorbei und ich hatte Gelegenheit mir die Shonen-Romantik-Comedy-Serie anzusehen. Sowieso schon neugierig, haben begeisterte Meinungen mein Interesse weiter angestachelt. Und ich wurde nicht enttäuscht. Die ersten fünf Episoden sind aberwitzig und zeigen zugleich das vorhandene Potenzial der Geschichte. Da noch zwanzig weitere Episoden folgen, kratzt Volume 1 nur an der Äußeren Hülle der Serie und mit großer Neugier und Vorfreude kann ich es kaum abwarten zu erfahren, wie es mit Ryuuji und Taiga weitergeht. Ein wichtiger Aspekt sind dabei die vielschichtigen, liebenswerten Charaktere, denen dank der überragenden deutschen Synchronisation auf perfekte Weise Leben eingehaucht wird. Egal ob nun die beiden Protagonisten oder wichtige Nebenfiguren wie Minori, Kitamura, Yasuko oder Ami, sie alle können überzeugen und versprechen einen Fortlauf der Serie, der die gezeigte Qualität halten kann. Nichts anders erwarte ich mir und ich hege starke Zweifel, dass ich enttäuscht werde. Genre-Fans und Anhänger von Serien wie Nisekoi, Love, Chunibyo & Other Delusions! oder Waiting in the Summer sollten sich Toradora! auf keinen Fall entgehen lassen.
Kurzfazit: Toradora! Zeigt sich zum Auftakt als grandiose Romantik-Komödie, die mit vielschichtigen, liebenswerten Charakteren überzeugt. Pflichtkauf für Genre-Fans!
Vielen Dank an AniMoon Publishing für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Toradora! – Vol. 1!
Details
Titel: Toradora! – Vol. 1
Genre: Comedy, Romantik
Regie: Tatsuyuki Nagai
Studio: J.C. Staff
Produktionsjahr: 2008
Laufzeit: ca. 120 Minuten
Sprachen: Deutsch, Japanisch (DTS-HD Master Audio 2.0)
Untertitel: Deutsch
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 12
Extras: Mini-Tiger-Stofftier, Steelbook-Hülle, Sammelschuber, Toradora SOS! OVA 1, Textless Opening & Ending, Synchronclips
Erscheinungstermin: 16. Juni 2017
Herstellerseite: AniMoon Publishing
Bilder Copyright J.C. Staff / AniMoon Publishing