Rezension: Ms. Marvel – Band 2: Generation Fragezeichen (Comic)

Mitte August ist der zweite Band mit der neuen Ms. Marvel Kamala Khan bei Panini erschienen. In Ms. Marvel: Generation Fragezeichen trifft die 16-jährige Neu-Superheldin auf ihren ersten richtigen Widersacher und Kollegen.

Nerdige Superheldin

Die 16-jährige Kamala Khan hat seit sie mit einem seltsamen Nebel in Berührung kam Superkräfte. Sie kann ihren Körper deformieren, wachsen oder schrumpfen lassen und auch die Gestalt anderer Personen und Gegenstände annehmen. Dazu kommt eine Heilfähigkeit, die allerdings nur funktioniert, wenn sie sich nicht verwandelt. Als nerdiger Superhelden-Fan hat Kamala beschlossen den Namen der Ms. Marvel anzunehmen und in ihrer Heimat Jersey City für Recht und Ordnung zu kämpfen. Dabei ist sie dem mysteriösen Inventor begegnet, der scheinbar Jugendliche entführt. Im zweiten Band steht nun der Kampf gegen den Bösewicht an und dabei erhält Kamala unerwartete Hilfe.

Der zweite Band von Ms. Marvel enthält die US-Hefte sechs bis elf mit den Geschichten „Heilfaktor“ eins und zwei sowie die vier Kapitel von „Generation Fragezeichen“. Trotz dieser unterschiedlichen Titel, ist die Handlung im Band durchgängig und direkt an den Auftakt der Reihe angeknüpft. Auf ihrer Suche nach dem Inventor und seinen Maschinen gelangt Kamala in die Kanalisation unter Jersey City und trifft dort auf fremdgesteuerte Alligatoren. Hilfe erhält sie von Wolverine, der auf der Suche nach einer verschwundenen jungen Mutantin ist.

Dass gerade Wolverine Kamalas erster Kontakt mit einem anderen Superhelden ist, passt perfekt. Die nerdige Teenagerin ist Fan des Mutanten und sieht klare Gemeinsamkeiten zwischen sich und ihm. Immerhin verfügen beide über einen Heilfaktor, den Wolverine im Verlauf der restlichen Marvel-Geschichten allerdings verloren hat. Diesen Fakt verrät bereits das Vorwort, das erneut als Hilfe für all jene dient, die im Marvel-Universum nicht so bewandert sind. Doch auch sonst ergänzen sich Wolverine und die neue Ms. Marvel sehr gut. Sie passen charakterlich zusammen und es entsteht eine tolle Dynamik zwischen der unerfahrenen Neu-Superheldin und dem erfahrenen Mutanten. Es ist etwas schade, dass Wolverines Auftritt nur relativ kurz ist. Hoffentlich gibt es in einem späteren Band eine weitere Begegnung. Gerade als eine Art Mentor für Kamala wäre Wolverine interessant. Genauso aber auch als Partner in einem gemeinsamen Kampf.

Geheimnis der Kräfte

Doch obwohl Wolverine nach einiger Zeit wieder verschwindet, bleibt Kamala nicht alleine. Die Inhuman-Königin Medusa ist auf die neue Superheldin aufmerksam geworden und sendet den teleportierenden Riesenhund Lockjaw aus, um Kamala beizustehen – und zugleich zu beobachten. Funktionierte das Team Kamala und Wolverine bereits sehr gut, sind die neue Ms. Marvel und Lockjaw zusammen einfach nur super. Schon die Begegnung der beiden ist überaus amüsant und liebenswert zugleich. Schnell hat Kamala den zu groß geratenen Hund ins Herz geschlossen und versucht mit seiner Hilfe den Inventor aufzuhalten und die Jugendlichen zu retten.

Dabei nimmt die Handlung schon fast philosophische und gesellschaftskritische Töne an. Der Titel „Generation Fragezeichen“ bezieht sich klar auf die Jugend und deren Zukunft. Immer wieder wird angesprochen, dass heutige Jugendliche unnütz sind, nichts auf die Reihe bekommen und nur an ihren Handys hängen. Also Verlierer sind. Eine verlorene Generation. Diesen Umstand kann Kamala nicht akzeptieren und führt mehrfach Dialoge, in denen sie für die Jugend spricht. Die damit transportierte Botschaft ist ganz deutlich und spricht sich klar für kommende Generationen aus und dass diese ihre Chance bekommen müssen, sich zu beweisen. Die Thematik passt sehr gut zum Comic. Hier zeigt sich wieder einmal, dass Marvel ernste Themen beherrscht und gut in die Geschichten einarbeiten kann. Und das, ohne beim Unterhaltungswert Verluste einzufahren. Erstklassig.

Im Gegensatz zum ersten Band sind nicht alle enthaltenen US-Hefte von Adrian Alphona gezeichnet. Dieser Stilwechsel ist klar zu erkennen, stört aber nicht. Zum Einen, weil der Zeichnerwechsel ganz offensichtlich zwischen dem siebten und achten US-Heft und damit zwischen den beiden Handlungssträngen stattfindet, aber auch, weil beide Stile über eigene Stärken verfügen. Sind die Zeichnungen in den ersten beiden Kapiteln des Bandes gerade bei den Charakteren weniger detailliert, erhält die Mimik und Darstellung der Figuren, dafür um so öfter amüsante, überzeichnete oder gar fast cartoonhafte Elemente. Das passt gerade zur Dynamik zwischen Kamala und Wolverine. Die Zeichnungen in den restlichen vier US-Heften sind dafür wieder etwas typischer und gerade bei den Gesichtern mit mehr Details versehen. Das kommt der Darstellungen vieler Dialoge zu Gute. Letztlich sind beide Stile gelungen und passen zu Ms. Marvel. Lediglich die Gestaltung von Lockjaw unterscheidet sich deutlich. Hier gefällt mir die spätere Darstellung des Hundes wesentlich besser, da er noch liebenswürdiger und süßer wirkt. So wirkt er einfach besser und passt auch mehr zu Kamala.

Fazit

Bereits der erste Band von Ms. Marvel hat mich begeistert und das gelingt mit der Fortsetzung erneut. Die Geschichte profitiert deutlich von der nun stärker anziehenden Action und Kamalas größerer Konzentration auf ihr Superhelden-Dasein. Dass dadurch ihr eigentliches Teenager-Leben etwas in den Hintergrund rutscht, stört zu keiner Zeit. Immerhin bekommt man dafür um so mehr Superhelden-Momente geboten. Doch auch als Ms. Marvel zeigt Kamala, dass sie eigentlich eine 16-jährige ist und verteidigt vehement ihre Generation vor negativen Vorurteilen. Der gesamte Spannungsbogen des zweiten Bandes ist höher und vernachlässigt dabei trotzdem nicht die Charakterentwicklung, da genügend ruhige und erklärende Momente vorhanden sind. Mit Wolverines Gastauftritt entsteht eine noch stärkere Bindung der Geschichte an die eigentliche Marvel-Welt, während Lockjaw als eine Art Sidekick von Ms. Marvel einfach super ist und hoffentlich als solcher erhalten bleibt. Gerade die Dynamik zwischen Kamala und Lockjaw ist exzellent gelungen, genauso wie die Interaktionen mit Wolverine.

Kurzfazit: Hervorragende Fortsetzung der bereits herausragend gestarteten Reihe mit etwas mehr Superhelden-Action und einer klaren Botschaft.

Lesetipp: Rezension von Ms. Marvel – Band 1: Meta-Morphose

Details
Titel: Ms. Marvel – Band 2: Generation Fragezeichen
Genre: Action, Superhelden
Verlag: Panini
Autorin: G. Willow Wilson
Zeichner: Adrian Alphona, Jacob Wyatt
Seiten: 140
Preis: 16,99 €
ISBN: 978-3-95798-425-8
Verlagsseite: Ms. Marvel – Band 2 bei Panini Comics
Erscheinungsdatum: 18. August 2015

Bilder Copyright Panini/Marvel